Glaube und Handlungen sollen sich spiegeln

Sechster Sonntag im Jahreskreis

Zu Matthäus 5, 17 – 37 (Lesejahr A)

Glaube und Handlungen sollen sich spiegeln. Wer den Nazarener nur als Inbegriff eines kuschelweichen Gottesbildes versteht, wird sich mit dem heutigen Sonntagsevangelium nur schwer anfreunden. Jeschua sagt nicht, mit dem Zeitpunkt der Taufe seien alle Regeln ausgesetzt, Gott liebe ja bedingungslos; und täglich gäbe es jetzt einfach 10 göttliche Streicheleinheiten. Nein, Jeschua bestreitet diese Absicht sogar vehement und verdeutlicht den Zuhörenden der Bergpredigt die Regeln nachdrücklich. Das Gesetz und die Propheten sind für ihn Ausdruck und Übermittlung göttlichen Willens. Er präzisiert sie mit Handlungsanweisung für den täglichen Umgang von Menschen miteinander: Nicht die Erfüllung der Gesetze als religiöse Handlung sind wichtig, um Gott etwa gnädig zu stimmen. Nicht die sichtbare Tat, die einen Menschen als fromm und gesetzestreu darstellt, ist entscheidend.

Gesellschaftlich soll sich etwas ändern: »Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst«, so Jeschua, »und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe!« (Mt 5, 23-24)

Angefangen in der Familie und unter Freunden, nützen die sichtbaren, frommen und religiösen Handlungen nichts, wenn sie reine Zeichenhandlung bleiben. Nachdenken und Hinterfragen soll Menschen bewusstmachen, wie sie mit dem Programm des Nazareners sich und ihr Umfeld positiv verändern. Vor einem unsichtbaren göttlichen Wesen zu opfern, fällt leicht. Anstrengend ist das Zusammenleben mit Menschen. Und doch sollen der Glaube und die gesellschaftlichen Handlungen von Christen einander spiegeln.

© 2023 Matthias Möller