Zweiter Fastensonntag
Zu Matthäus 17, 1-9
Verwandelt und doch in der Tradition. Das Sonntagsevangelium erzählt, der Nazarener sieht sein Programm nicht als Bruch mit der Vergangenheit. Er distanziert sich keineswegs von den großen Propheten seines Volkes, Mose und Elíja. Kritisch mögen heutige Hörende und Lesende anmerken, die beiden Propheten würden, mit diesem neutestamentlichen Text, für das Christentum vereinnahmt.
Andererseits lässt sich der Text als frühes religionspolitisches Bekenntnis lesen: die Idee Jeschuas lässt sich nicht von ihrem Kontext trennen. Wer auch immer dies versucht, kann nicht zum Schülerkreis des Nazareners gehören. Neben aller Verklärung Jeschuas wird den drei anwesenden Schülern deutlich gemacht, sie sind als Anhänger ihres Lehrers nicht plötzlich aus ihrer gemeinsamen Geschichte gefallen. Das Programm, dem sie sich angeschlossen haben, entstand nicht im luftleeren Raum. Alles Leugnen ändert daran nichts. Was bleibt, ist die immer wieder erzählte Geschichte von dem einen göttlichen Wesen.
Und dann ist da die religiöse Wahrnehmung der drei Schüler: Mose und Elíja hatte noch keiner von ihnen zuvor gesehen. Und hätten andere Menschen ihnen von einer solchen Erscheinung berichtet, hätten sie es als Lästerung verstanden – oder müde belächelt. »Herr, es ist gut, dass wir hier sind. Wenn du willst, werde ich hier drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elíja.«, entfährt es Simon Barjona, genannt Petrus. (Mt 17,4) Wie bei der Taufe des Herrn folgt unmittelbar das Bekenntnis Gottes zu Jeschua. (Mt 3, 13–17)
So schließt sich der Kreis. Die Schüler sehen ein Bekenntnis zu ihren Ahnen und können gleichzeitig dem Weg des Nazareners folgen.
© 2023 Matthias Möller
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