Die Stimme aus dem Himmel: Gott bekennt sich

Taufe des Herrn

Zu Matthäus 3, 13–17 (Lesejahr A)

Die Stimme aus dem Himmel: Gott bekennt sich. Mit dem Lesen und Hören des Sonntagsevangeliums drängt sich reflexartig Widerspruch auf. Jeschua, theologisch erklärt, vom Heiligen Geist gezeugt, muss doch nicht getauft werden. Und ebenso theologisch für sündlos erklärt, muss der Nazarener doch nicht Umkehr halten. Zudem erfolgt die Taufe durch seinen Cousin Jochanan, was durchaus für ein familiär geplantes öffentlichkeitswirksames Schauspiel sprechen könnte, als Einstiegshilfe für seine Karriere als Wanderprediger und Wunderheiler. Und das erstaunte »Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?« könnte nur abgesprochenes rhetorisches Geplänkel sein.

Mit der Auswahl des biblischen Textes soll allerdings etwas vollkommen anderes erklärt werden: Nach der Taufe öffnet sich der Himmel und Gott bekennt seine Elternschaft. Verblüffend ist, Gott legt das Bekenntnis nach der Taufe Jeschuas ab. So bricht der Himmel auf, nachdem der Nazarener sich als Täufling unter Täuflinge begeben hat. Mit seinem Kindsein vor Gott bleibt er Mensch unter Menschenkindern und lädt später seine Schüler aller Zeiten ein, Gott ebenfalls als ihren Vater zu sehen. Er teilt die Elternschaft Gottes mit allen seinen Schülern, wird so zum Bruder unter Geschwistern. Mag das Teilen eines solchen Gottesbildes für einige Christenmenschen bis heute zu liberal wirken: das Gebet des Herrn bleibt ein »Vater unser« und kein »Vater mein«! (Mt 6,9-13)

Mit der Taufe bleibt das Leben jedoch nicht frei von Zweifeln. Es gibt im Glauben nichts Gefährlicheres als zu behaupten, den Glauben »in der Tasche« zu haben. Parole: Nun kann das fröhliche Missionieren losgehen. Zweifel zeigen, wir sind Suchende und lernen Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben, sowie Verständnis und Einfühlungsvermögen für andere Zweifelnde.

© 2023 Matthias Möller