Vom Advent und von familiären Prägungen

Zweiter Adventssonntag

Zu Matthäus 3, 1–12 (Lesejahr A)

Vom Advent und von familiären Prägungen. Vom ersten auf den zweiten Advent wird mit der Auswahl des Evangeliumstextes ein großer Sprung zurück vollzogen. Das thematische Wechselspiel zwischen der Erwartung des Jeschua und endzeitlichen Motiven wiederholt sich jedoch. Neu ist, nicht der Nazarener kommt zu Wort, sondern dessen Großcousin Jochanan. Jemand, der bei karger Lebensführung, raubeinig und laut für einen unruhigen Advent eintritt. Der matthäische Autor verlässt sich allerdings nicht allein auf die familiäre Bindung des Cousins. Jochanan ist der, so der Verfasser, über den bereits Jesaja sagt, er sei der Rufer , der auffordert, dem Herrn einen Weg zu bauen und die Straßen für ihn zu ebnen (Mt 3,3). Nicht mehr und nicht weniger, als Barrierefreiheit für die Ankunft des Nazareners zu schaffen.

Jeschua steht also nicht allein vor dem Adventsprojekt. Von dem, was die beiden Cousins antrieb, ihren adventlichen Weg mit enormer Wucht unters Volk zu bringen, erzählen die Evangelien nichts. Waren die Erzählungen ihrer Eltern der entscheidende Funke? Sowohl Elischeba und Zacharias, als auch Mirjam und Josef sind immerhin nicht unbeteiligt. Mussten die vier doch für das Adventsprojekt ebenfalls ihr Leben auf den Kopf stellen und eine Kehrtwende vollziehen.

Wer sich dem Programm des Nazareners verschreibt, lebt eine unruhige Adventszeit. Mit Glück geschieht eine Wandlung vom bürgerlich feiernden Christenmenschen zum Bauhandwerkenden: Wege bauen, Straßen ebnen, wo Barrieren verhindern dem Nazarener zu begegnen. Jeschuas Weg ist keine Märchenstraße als Kulisse für Hochfeste. Bleibt der Advent behaglich und kulturell zugeschnitten in den christlichen Wohnungen, bliebe das göttliche Reich eine harmlose Utopie.

© 2022 Matthias Möller