Das Leben aufs Kreuz gelegt (1)
Einige Tage später an meinem Schreibtisch. Ich frage mich, ob ich meine Überlegungen überhaupt brauchbar zu Papier bringen kann. Immerhin bin ich auf dem Gebiet der Theologie und der Psychologie blutiger Laie. Andererseits sind die Stimmen behinderter Menschen auf dem Gebiet der Kreuztheologie noch immer sehr leise. Da muss, wer kann, seine Stimme erheben oder zur Feder greifen. Auch im Bereich der geistlichen Begleitung ist Mitsprache erforderlich. Ich kann nicht lehren, kann nur einladen, mich auf meinem Weg zu begleiten. Kann nur Denkanstöße geben und ermutigen. Auf Zustimmung und Widerspruch hoffend.
In dieser Artikelreihe versuche ich praxisnah zu sein. Nicht Texte zur religiösen Erbauung anbietend. Spirituelle Elemente kommen nur am Rande vor. Der Kreuzweg des Nazareners bildet den Hintergrund und illustriert die handwerklichen Abläufe einer verantwortungsvollen Begleitung. Die aufgezeigten Grundtechniken lassen sich auch ohne christlichen Unterbau anwenden, öffnen so den Weg für alle Lesenden. Ohne missionarisches Programm.
Nein, meine religiöse Prägung verleugne ich damit nicht. Biblische Erzählungen sind immer wieder Bezugspunkte, um einzelne Fragen zu klären. Erläuterungen, die dem Nazarener zugeschrieben werden und zur »Muttererde« des Christentums gehören, kann ich unmöglich übergehen. Was ohnehin beinahe Verrat am Nazarener als Bruder und Herrn wäre. Je mehr Lesende diese Reihe begleiten, so hoffe ich, umso leichter kann ich mit meinem Rollstuhl losrollen. Und bleibe nicht in meinen bevorzugten Abschnitten haften. Nichts ist einsamer als ein Selbstgespräch ohne brauchbare – und faire – Kritik am Inhalt. Mitreisende sind ein Gewinn für den Austausch über die praktische geistliche Begleitung. Vielleicht ist es der Anfang eines Dialogs, vielleicht einer Debatte.
© 2020 Matthias Möller
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