Zu Johannes 21, 1-14
Eine fast merkwürdige Geschichte, die hier aus der österlichen Zeit beschrieben wird: Kein Zweifel ist zu spüren. Im engeren Sinn gibt es nicht einmal etwas, das geglaubt werden muss. Die Jünger verfallen nicht in eine Schreckstarre, als Jesus erscheint. Selbst die Aufforderung, es noch einmal auf andere Weise mit dem Fischen zu versuchen, wird nicht hinterfragt.
Der Glaube stellt für die Jünger bereits eine Wirklichkeit dar, die sich aus den Erfahrungen, welche sie mit dem Auferstandenen gemacht haben, zusammensetzt. Kein Vorurteil spielt Glaube und Vernunft gegeneinander aus oder blockiert alles. Im Gegenteil: Ihr Glaube ist durch Erfahrung von der Vernunft geleitet. Hier zeigt sich die erste Frucht aus dem Ostergeschehen. Ostern selbst ist Teil der Realität geworden. Sie ist nicht Ursache für Andacht und Staunen, sondern hält als Gewissheit alles in Bewegung.
Aber klar ist auch, es ist ihre persönliche Erfahrung und sie lässt sich nicht auf andere übertragen. Man kann nicht zum Glauben überredet werden. Glaube ohne eigene Erkenntnis ist unvernünftig!
Eine Sache, die staunen lässt, geschieht allerdings: Jesus ist „Küchenmeister“ für die Jünger, er macht ein Kohlenfeuer, brät Fisch darauf und röstet Brot. „Kommt und haltet das Mahl!“, sagt er. Zwar ist es nicht ein Mahl mit Brot und Wein, doch unterstreicht es die Bedeutung der Gemeinschaft mit Jesus für das Christentum. Für einen Jünger Jesu heute gilt, nicht nur Glaubensgrundsätze und Werte zu predigen, sondern mit den Menschen persönlich Kontakt zu pflegen, als Vorbild in Bewegung zu bleiben, angetrieben durch die Osterbotschaft und, von Zeit zu Zeit, „Küchenmeister“ für seine Schwestern, Brüder und Zeitgenossen zu sein!
© 2015 Matthias Möller, Werkstatttext , Photo by Andrea Piacquadio
Ein Kommentar zu „Der Nazarener am Grill“
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