Im christlichen Umfeld werden leider teilweise noch immer Antworten aus der »Küchentheologie« gegeben. Eher hilflose Standardantworten, wie „Ein Christ kann ohne Kreuz nicht sein“ (nach dem Kirchenlied von David Nerreter oder auch Benjamin Schmolk). Auch der Satz Jesu „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.“ (Mt 16,24), wird verwendet.
»Im Himmel wirst du es einmal besser haben!«, hörte ich so oder ähnlich. Ab und an merkte ich jedoch, die Tröstung war nicht an mich gerichtet, sondern glich der Selbstberuhigung meines Gesprächspartners. Viele Menschen wissen aus eigener Erfahrung, dass die Berührung mit dem Leid des Anderen die Geister ihrer eigenen Probleme weckt.
Häufig werden diese Zitate als Mahnung und Aufruf zu geduldigem Leiden verstanden. Dies halte ich für grob fahrlässig, es schadet mehr als zu helfen. Gerade in extremen Situationen muss religiöser Trost sich bewähren. Als religiöse Nebelkerze darf er nie missbraucht werden. Eine gute Begleitung im Leid muss sich mühen, gemeinsam mit den Leidenden behutsam Antworten zu ertasten. Versuche, mit Worthülsen Kompetenz vorzutäuschen, sind unverantwortlich.
Menschen – gleich welcher Konfession – werden keinen Trost in Redensarten finden. Den Betroffenen schlicht in die Arme zu schließen, braucht keinen Begleittext. Ein Schminken der Symptome ist langfristig nicht nützlich. Menschen, die Wege und Mut für ihre Situation suchen, nicht allein lassen, ist wichtig. Das Warum und das Wozu miteinander aushalten, bleibt schmerzlich. Doch Standartantworten zu geben, ist grob fahrlässig.
© Matthias Möller Auszug aus: Das Leben aufs Kreuz gelegt (Werkstattfassung) |
Auszug 1: Das Kreuz droht zu verstummen
Auszug 2: Das Kreuz und »behinderte Menschen«
Auszug 3: Das Kreuz und falscher Trost
Anfrage zu einem Vortrag /einer Lesung
Ein Kommentar zu „Das Kreuz und falscher Trost“
Kommentare sind geschlossen.